Erst gestern habe ich hier im Blog über das Märklin Jubiläum geschrieben und dem Unternehmen viel Erfolg gewünscht. Heute erfahren wir aus der Stuttgarter Zeitung, dass Märklin insolvent ist.
Laut Stuttgarter Zeitung teilte Märklin heute mit, dass beim Amtsgericht Göppingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt wurde. Grund: Die Gespräche mit den Banken über die Verlängerung eines 50-Millionen-Euro-Kredits seien ergebnislos verlaufen.
Geschäftsführer Dietmar Mundil teilte mit: „Wir sind fest gewillt, in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter unser Traditionsunternehmen mit Kultstatus (…) zu sanieren und dauerhaft im Markt zu etablieren“
Obwohl Märklin 2008 den Umsatz auf 128 Millionen Euro steigerte (Im Geschäftsjahr 2007 lag der Umsatz bei 126 Millionen Euro) und gleichzeitig den Verlust im operativen Geschäft senkte, war der Insolvenzantrag nicht aufzuhalten.
EsAbkürzung für Elektro-Steuerwagen wird nach der Insolvenz des Modelleisenbahn-Herstellers mit einer Zerschlagung des Unternehmens gerechnet. Die Firma wird wahrscheinlich in die Marken Märklin, Trix und LGB aufgeteilt. „Gerade Märklin ist eine der bekanntesten Spielzeugmarken. Märklin wird nicht untergehen,“ meinte der Spielwarenexperte Umbach dazu.
Märklin ist nach Ansicht vieler Fachleute aus dem Modellbahnumfeld die letzte Zeit mit zu wenig „Herzblut“ geführt worden.
„Wir wünschen uns Unternehmer, nicht Kapitalgesellschaften“, sagte der Geschäftsführer des Spielwaren-Einkaufsverbundes idee+spiel; „EsAbkürzung für Elektro-Steuerwagen war niemand mehr da, der die Marke gelebt hat.“
Für die Beschäftigten, die seit Jahren in einem Zickzack-Kurs durch den Arbeitsalltag „geführt“ wurden, ist die Insolvenz bestimmt auch ein Stück Identitätsverlust. Was die letzten Jahre an Wechsel im Management und damit auch in der Strategie des Unternehmens stattgefunden hat, hat mit Sicherheit der Kreativität geschadet.
War die Produktion zu teuer, hat man sich bei der Entwicklung der Produkte verzettelt, hat man versäumt, das Kerngeschäft zu pflegen? Wahrscheinlich von jedem etwas.
Mit Märklin schnelle Gewinne machen zu wollen ist nicht möglich. Modelleisenbahnfirmen brauchen erfahrene Führung mit Visionen.
Und wieder stehen wir vor einem Ergebnis der kurzfristigen Planung, des schnellen „Return of Investment“.
Ich denke, dass die Marke Märklin erhalten bleibt. Fragt sich nur, für was sie stehen wird? Für ein deutsches Qualitätsprodukt wie über 150Jahre so geschehen? Nein, ich denke eher, dass es die Wege gehen wird wie AEG und Co und in ein paar Jahren nur noch eine Marke sein wird, die von Hand zu Hand weitergereicht wird.
Visionen waren wohl vorhanden… auch bei den Investoren… doch Visionen müssen auch gelebt werden. Und das fällt jedem Modellbahnhersteller in der Vergangenheit und vor allem in der Zukunft immer schwerer. Ich denke, dass es wohl an der Zeit ist, dem traditionellen Hobby Modellbahn in der Form wie wir es kennen, adieu zu sagen. Es wird ein Nieschenprodukt, ein Sammlerprodukt mit den dazugehörigen Preisen… zu stark sind Computer, Unterhaltungselektronik und die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Der Nachwuchs fehlt, er kann nicht mehr an das Hobby herangeführt werden. Somit fehlen Käufer, somit der Markt.
Die Marke Märklin ist schon alleine einiges wert. Und da liegt natürlich auch auf der Hand, dass mit dem Verkauf des Markennamens Geld gemacht werden kann. Dies würde wieder ein weiterer deutscher Markennamen „auf Reisen“ bedeuten.
Es kann schon sein, dass bei Märklin Visionen vorhanden waren, viele Dinge haben sich in den letzten Jahren ja auch gezeigt. Ich denke da an den Turmtriebwagen mit heb- und senkbarer Bühne, die tollen neuen Funktionen der Digitalloks und nicht zuletzt die neue Central Control und Märklin Vision. Bei den mechanischen Highlights sehe ich auch ein, dass dies seinen Preis hat, aber eine Central Control zum Gegenwert von zwei Spielkonsolen ist eben nicht gerade eine Alternative zu den elektronischen Freizeitbegleitern unserer Jugend. Die Märklin Vision ist super, aber eben auch sehr teuer. Schon der frühere Videowagen war einfach überteuert, denn die Formen das Fahrzeug waren vorhanden und die Kleinkameras gibt es für Märklin auf dem Markt bestimmt günstiger als für uns Bastler.
Ich gebe dir recht, dass das Hobby Modellbahn wie es bis in die 1980er Jahre existiert hat, wirklich am Aussterben ist. Vielleicht wehre ich mich zu vehement gegen den Gedanken, dass die Miniaturen nur noch betuchten Sammlern zur Verfügung stehen und ich mir meinen Eisenbahntraum am 3D PC zusammenbastle.