Eisenbahn stört

Zwei – voneinander unabhängige – Meldungen in einer Eisenbahnzeitschrift brachten mich dazu, diesen Artikel zu schreiben.
Zum Einen war da die Nachricht, dass sich die Bürger von Jagsthausen bei einer Abstimmung gegen die Reaktivierung der Jagsttalbahn ausgesprochen haben. Wenn auch nur knapp, aber das Todesurteil für die schon so lange im Dornröschenschlaf liegende Strecke ist damit gesprochen.
Die andere Nachricht handelte von der „Wieslauftalbahn“, die Stück für Stück ihr ursprüngliches Terrain wieder gewinnt und als bedeutendes Nahverkehrsmittel die in sie gesetzten Erwartungen übertrifft.
Was beide Nachrichten gemeinsam haben? Nun, auf den ersten Blick nichts, im Gegenteil: Eine Bahn wird wohl nie wieder auf die Beine, respektive „Schiene“ kommen, während die andere auf Grund der nicht stattgefundenen „Entwidmung“ jetzt wieder das machen kann, wozu sie einst gebaut wurde: Menschen von A nach B zu bringen.
Und doch: Bei genauerem Hinsehen offenbaren beide Artikel Gemeinsamkeiten. So waren in beiden Fällen Menschen, Anwohner, Bürger dagegen, dass der Bahnbetrieb wieder aufgenommen wird. Bei der Jagsttalbahn hat die Abstimmung das „Aus“ bedeutet. Bei der Wieslauftalbahn war, eben weil es keine reine Museumsbahn ist, der Betrieb teilweise gerichtlich genehmigt worden, als die Anwohner dagegen klagten.
Interessant im Falle Wieslauftalbahn: Es waren einige der neuen Besitzer der Bahnbauten (vornehmlich Bahnhöfe) dagegen, die Bahn wieder „vor ihrem Gartenzaun“ fährt.
Ich habe mir immer gewünscht, ein Bahnwärterhäuschen zu kaufen. Leider sind meine handwrklichen Fähigkeiten nicht ausreichend genug, um dieses Kleinod kostengünstig zu renovieren.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich einen Bahnhof gekauft hätte an einer stillgelegten Strecke und nun der Zug wieder „zurück kommt“; ich würde mich freuen, denn ein Bahngebäude hätte ich ja gekauft, weil ich ein Bahnfan bin…
Das Wieslauftal wird nun wieder belebt von Regelzügen und Museumszügen, während die Gemeinden und Bürger im Jagsttal einer Bahnstrecke schon seit Jahren „adieu“ gesagt haben. Sei es durch Abriss von Brücken oder durch den Bau von Gebäuden auf dem Bahngelände.
In einem Land, in welchem Kuhglockengebimmel und Kirchnglockengeläute als störend empfunden wird, hat auch das Gebimmel einer (Museums-) Bahn nichts zu suchen.
Mal sehen, was uns in Zukunft noch alles stört…

Ein Gedanke zu „Eisenbahn stört“

  1. Das ist eine interessante Beobachtung. Und doch so alltäglich. Liest man die Nachrichten und Geschichten des Alltags, so kristallisiert sich immer wieder das Bild heraus: „Sobald es mich selbst betrifft, bin ich dagegen.“

    Schade eigentlcih.

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