Meine Talgangbahn-Impression

Der Triebel fuhr seit ich denken kann immer zwischen Ebingen und Onstmettingen.
Er verband Orte, deren Einwohner so stolz auf ihre eigene Herkunft waren, daß es sich in manchen – typisch schwäbischen – markigen Bemerkungen ausdrückte (Liabr gar koan Fenger als an Toalfenger).
Außerdem hatte der Talgang einen eigenen TEE – zumindest was die Farbgebung betraf.
Der Triebel fuhr halt, und so habe ich ihm auch weit weniger Beachtung geschenkt als den Dampfzügen, die meist an irgendwelchen Feiertagen über die Strecke pendelten. Dies war wahrscheinlich zu der Zeit, als die DB mit aller Gewalt „dampffrei“ wurde und nicht einmal zu Sonderfahrten Dampfloks auf ihren Gleisen duldete.

EFZ 64 289

So traf ich auf der Talgangbahn die Lok 10 der EFZ (heute bei der WAB – Westfälische Almetalbahn GmbH) und die 64 289 (EFZ).
Da habe ich dann auch hin und wieder Bilder gemacht – der Triebel selber wurde nicht abgelichtet, man sah ihn ja jeden Tag!
Aber haben wollte ich ihn doch, und zwar auf meiner Märklin-Anlage, die mein Vater mit viel Liebe und unter Geheimhaltung mir zu Weihnachten geschenkt hat…
Aber im Märklin Katalog war nur so ein fader Schienenbus in rot; und, was viel schlimmer war: Mit Spezialkupplung, der nur ein Kuppeln mit dem speziellen Beiwagen zuließ! Dabei hat unser Triebel doch immer wieder Güterwagen am „Haken“. Der Märklin-Schienenbus war für mich gestorben!

VT09 innen

Im Jahre 1971 wurde der Triebel dann hin und wieder meine letzte Rettung im Schulalltag.
Da das Ebinger Gymnasium nicht genügend Raum zur Verfügung hatte, das neue Gymnasium noch nicht fertig war, wurden wir mittels Triebel von Ebingen nach Tailfingen „verfrachtet“.
Und da kam dann doch hin und wieder aus heiterem Himmel die Erkenntnis, daß doch nicht alle Hausaufgaben erledigt waren! Aber in einer Viertelstunde ließ sich noch viel hinbiegen (mit der Zeit entwickelte man da ein Gefühl für das, was noch machbar war und was man einfach in der Zeit auch nicht mehr erledigen konnte).
Bei der Rückfahrt (mein „Bahnhof“ in Ebingen war der Häringstein) wurde dann meistens „Gekeppelt“. Ein, vom Schaffner gar nicht gern gesehenes, Glücksspiel mit Groschen (bei uns sind das „Zehner“). Zu manchen Zeiten haben wir es auch mit „Fünfern“ (Fünfpfennigstücken) gespielt.

Ablauf:
Jeder Mitspieler versucht, sein Geldstück möglichst nahe an eine Wand zu werfen (der Triebel hatte beim Eingang eine schöne Holzplatte, die die Rückwand zur ersten Bank bildete). Der Clou war natürlich, wenn einer sein Geldstück so an die Wand warf, daß es dort hochkant stehen blieb!
Derjenige (Mädchen haben da nie mitgemacht – gab es die damals überhaupt?…), dessen Geldstück am nächsten an der Wand war, durfte alle Geldstücke einsammeln, in der Hand schütteln, und, nachdem er sich für „Wappen“ oder „Zahl“ entschieden hatte, auf den Boden fallen lassen. Alle Münzen, die nun das vorher festgelegte Symbol nach oben liegen hatten, durfte der glückliche Gewinner „einsacken“.
Manchmal hat´s dann auch der Schaffner eingesackt…

VS 111

Es gäbe noch viel zu erzählen, was mit dem Triebel zusammenhängt; seien es die plattgefahrenen Pfennigstücke, die wir Schüler in der Menge hintereinander auf die Schienen gelegt haben, daß der Lokführer sogar mal angehalten hat – da waren wir aber alle schon nicht mehr da…
Oder der Chow Chow vom Häringstein, der mir in die Schultasche gepinkelt hat, als wir auf den Triebel warteten und mich böse angeknurrt hat, als ich meine Tasche „retten“ wollte, bevor er fertig war…
Meine Frau habe ich leider nicht im Triebel kennengelernt, dies wäre jetzt ein zu romantischer Schluß der Erinnerungen…

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