Im Jahre 1995 feierten die Württembergischen Eisenbahnen ihr 150-jähriges Jubiläum. Vor 150 Jahren war jedoch ein heute für den Bahnverkehr nicht mehr wegzudenkender Streckenabschnitt noch nicht dem Verkehr übergeben.
Die Rede ist von der Geislinger Steige, die am 29. Juni 1850 dem Verkehr übergeben wurde. Die Geislinger Steige ist ein Teil der sogenannten Ostbahn von Stuttgart nach Ulm. Begonnen wurde mit dem Bau der Ostbahn im Jahre 1844, die Geislinger Steige wurde im Sommer 1846 in Angriff genommen. Oberbaurat Michael Knoll (1805-1852) hatte die Leitung des Bahnbaus. Während der Anstieg von Göppingen nach Geislingen und der Abstieg von der Albhochfläche nach Ulm bei moderaten 1:70 bzw. 1:100 verläuft, muss sich sogar heute der ICE bei einer Steigung von 1:44,5 (22,5 ‰) mit seinen beiden Triebköpfen schwer abmühen. Nirgendwo sonst fährt das Paradestück der neuen Bahn planmäßig langsamer als auf der Geislinger Steige (max. 70 km/h). Diese Steigung veranlasste die K.W.St.E. (Königlich Württembergische Staatseisenbahn), eine leistungsfähige Lokomotive bei der Lokomotivfabrik Esslingen in Auftrag zu geben. EsAbkürzung für Elektro-Steuerwagen More entstand die „Alb-Klasse“ eine dreifach gekuppelte, 34 Tonnen schwere Dampflokomotive mit einer Heizfläche von 92m² .
Am 28. Juni 1850 fuhr der erste offizielle Zug über die Geislinger Steige ( die Stadt Geislingen wurde am 5. Juni 1849 aus Richtung Göppingen an das Schienennetz angeschlossen). Einen Tag später schickte die K.W.St.E. den ersten fahrplanmäßigen Zug über die Steige.