Zugunfall in Sachsen – Anhalt

Die Medien sind voll davon, also muss ich hier nicht auch nochmals alles auflisten. Zu den zehn getöteten Menschen sind bis heute glücklicherweise keine dazu gekommen und es ist zu wünschen, dass die beiden Verletzten, die sich in kritischem Zustand befinden, bald genesen werden, so wie die anderen 21 Verletzten.

Die genaue Ursache ist immer noch nicht geklärt, die Ermittlungen gehen weiter. Das Bundesverkehrsministerium und damit auch die Medien veröffentlichen die Vermutungen, dass der 40 jährige Lokführer, der beim Unfall Prellungen und einen Schock erlitten hat, Haltesignale überfahren habe. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zum 1. Februar keine entsprechenden Informationen.

Ein solcher Unfall schockiert und mein Mitgefühl gilt allen, die jemanden bei diesem Unfall verloren haben oder verletzt wurden. Wir sind alle schnell dabei, Schuldige zu finden, wobei es wie bei vielen Unglücksfällen, keine Schuldigen gibt.
Es gibt Menschen, die Verantwortung tragen in ihrem Beruf, den sie ausüben. Fahrzeugführer haben eine grosse Verantwortung, da sie sich mit einem Verkehrsmittel in einem Raum bewegen, in welchem auch andere Menschen unterwegs sind.
Wie in vielen anderen Berufen ist die Reduzierung der Personalkosten durch Einsparung in der Quantität der Angestellten bewerkstelligt worden. Dies führt zu längeren Dienstzeiten, die auch der Wettbewerb vorgibt. Ich rede dabei nicht von Dienstzeitüberschreitungen etc., sondern vom normalen Dienst. Eine Unaufmerksamkeit, die jedem widerfahren kann, und den meisten von uns auch schon widerfahren ist, ist möglicherweise dieses Mal zur Katastrophe geworden. Eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung lässt niemanden kalt, der „normal“ veranlagt ist. Die Anklage wird in unserer Gesellschaft weit höher gehandelt, als es das Gesetz vorsieht; es ist quasi schon eine Verurteilung. Die Medien wissen dies weidlich auszunutzen.
Im Falle eines „menschlichen Versagens“, wer hat versagt? Der Mensch als Ganzes? Ein Teil? Bewusst? Unbewusst? – Auf jeden Fall wird der Mensch verurteilt und ist danach nicht mehr das, was er vorher war. Ist er sowieso nicht mehr, denn solch ein Unfall prägt sich in die Psyche und kann wahrscheinlich nie mehr ausgelöscht werden.
Für mich stellt sich die Frage, wie soll man da Recht sprechen?
Und hilft das gesprochene Recht den Trauernden, mit dem Verlust besser fertig zu werden?
Macht es uns zufriedener, wenn jetzt die PZB, die bei Unachtsamkeit die Notbremsung auslöst, schneller auf den Nebenlinien eingebaut wird als geplant?
Fragen, die sich immer wieder nach solch einem Unfall stellen und wohl immer unbeantwortet bleiben werden.

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